Die Geschichte der KiTa

(Architekt Prof. Bernhard Hirche hat das Wort)

 

Vor dem Bau der Kindertagesstätte standen auf dem Grundstück ein Bauernhaus mit Nebengebäuden. Die Anlage bildete zusammen mit der Kirche ein Ensemble. 

Das städtebauliche Konzept für den Neubau der Kindertagesstätte bezieht sich auf diese ehemalige Situation, ohne jedoch das alte Bauernhaus zu imitieren.

 

Die Kindertagesstätte wurde in seiner längsgerichteten Form in etwa an der gleichen Stelle mit gleicher Höhe und Baumasse errichtet. Aufgrund seiner Nutzung wurden die Fassaden jedoch statt als Ziegelloch-Fassade wie beim Bauernhaus, nahezu vollständig verglast, um für die Kinder, die Mitarbeiter soviel wie möglich Licht in die Räume zu lassen und einen Ausblick in das Grün und auf die Kirche zu gewähren.

Durch die Anordnung dicht an der östlichen Grenze wird der Freiraum in drei Bereiche unterschiedlicher Qualität gegliedert, den „städtischen“ Vorplatz mit Haupteingang und Stellplätzen, den auf der Längsseite angeordneten allgemeinen Spielbereich und den Grünbereich am Landschaftsschutzgebiet. Durch die lange Ziegelmauer als Rückgrat des Gebäudes wird die Freiraumgliederung noch unterstützt.

Aufgrund der relativ knappen bebaubaren Grundstücksfläche und des großen Raumprogramms mit fünf Gruppenräumen, Gruppennebenräumen, Mehrzweckraum, Küche, Mitarbeiterraum und Toilettenanlagen wurde eine zweigeschossige Anordnung von nebeneinander stehenden „Reihenhäusern“ gewählt, die zusammen mit dem Foyer durch eine große, schräggeneigte Dachplatte überdeckt und zusammengefasst werden.

In Erinnerung an landwirtschaftliche Nebengebäude steht die Dachkonstruktion mit Fachwerkträgern auf von der übrigen Konstruktion unabhängigen Stützen.

Jede Gruppe hat in Erinnerung an ein Wohnhaus unter der Decke ein eigenes „Haus“ mit jeweils einer zugeordneten Treppe innerhalb der Halle, die wie eine innere „Straße“ ausgebildet ist und eine Außentreppe mit direktem Zugang zum Spielbereich.

Die Gruppennebenräume sind so angeordnet, dass sie als Pufferräume und Verbindungsräume gleichzeitig zwischen den Gruppenräumen liegen, jeweils von beiden genutzt werden können und eine direkte Verbindung zwischen den Gruppen zulassen.

Die Küche bildet zusammen mit dem Mehrzweckraum eine platzartige Ausweitung an der inneren Erschließungsstraße und dient als wichtiger Treffpunkt für alle.

Am Anfang der „Straße“ neben dem Eingang liegt als Anlaufstelle für Eltern, Mitarbeiter und Kinder das Büro. Mit dem Neubau der Kindertagesstätte An der Aue wollte ich den Kindern eine großzügige, offene, transparente und freie Umgebung schaffen, in der sie sich in diesem wichtigen Lebensabschnitt, unterstützend zur Arbeit der pädagogischen Kräfte, frei entwickeln können, gleichzeitig aber auch ein Ordnungs- und Orientierungsgerüst vorfinden.

Ich möchte mit der Gestaltung der Kindertagesstätte die Kinder auch in ästhetischen Dingen anregen und mit dazu beitragen, dass sie diesen Ort in schöner Erinnerung behalten.

 

Hamburg, den 20. Juni 2002

Prof. Bernhard Hirche